Zehn kleine lehrerlein

 

Zehn kleine lehrerlein,

die schufteten ganz lieb und brav.

Doch höret nur – es ist gemein –

wies einen nach dem andern traf:

Den einen fand man oberdoof,

er konnte sich des jobs nicht freu’n.

Drum ging er auf den bauernhof

zum melken, misten und zum heu’n.

        Da waren’s nur noch neun.

 

Neun kleine lehrerlein

arbeiteten unheimlich viel.

Ihr fragt euch wohl: Muss dies denn sein?

Wo stecken denn da sinn und ziel?

Der eine nahm es mit humor,

hat witze noch und noch gemacht.

Doch eigentlich war er ein tor,

denn so hat er sich totgelacht.

        Da waren’s nur noch acht.

 

Acht kleine lehrerlein

protokollierten stundenlang

und füllten so den archiv-schrein.

Für einen war’s schwanengesang.

Denn er trieb es dabei ganz toll,

er trieb es sichtlich übertrieb’n:
Er hatte ganze ordner voll

gesprächsnotizen rein geschrieb’n.

        Da waren’s nur noch sieb’n.

 

Sieb’n kleine lehrerlein,

die korrigierten tag und nacht,

bei sonnenlicht, bei neonschein,

fürs wohl der schülerschaft bedacht.

Der eine war – dies war bekannt –

ob jeder kleinigkeit perplex.

Man brachte ihn drum kurzerhand

zur supervisipsychohex.

        Da waren’s nur noch sechs.

 

Sechs kleine lehrerlein,

die chrampften den lieblangen tag.

Das war sehr nett, das war sehr fein.

Doch hintenrum ging klag um klag.

Der eine reagierte schlau.

Was kümmerte ihn all der senf?
Er widmete sich dem anbau

von kümmel, schlafmohn und von hanf.

        Da waren’s nur noch fünf.

 

Fünf kleine lehrerlein

bereiteten stets fleissig vor,

besuchten die praxis-grüpplein,

hörten gern zu, waren ganz ohr.

Der eine unterrichtete

höchst selten. Was ist hier passiert?

Die lehrerschaft berichtete:
Er hat sein lebenlang kopiert.

        Da war’n sie noch zu viert.

 

Vier kleine lehrerlein,

die scheuten wirklich keine müh,

sie spielten mit den kinderlein

bereits in aller herrgottsfrüh.

Den einen mochte man zwar nicht:
Er war in keinerlei partei.

Man zog mit ihm hart ins gericht,

ersäufte ihn im einheitsbrei.

        Da waren’s nur noch drei.

 

Drei kleine lehrerlein,

die machten kurz nach sieben schon

mit jung und alt, mit gross und klein

aufrichtig disputation.

Der eine hatte kein geschick

und deshalb sehr viel reiberei.

Und wegen der sparpolitik

war es mit ihm auch bald vorbei.

        Da waren’s nur noch zwei.

 

Zwei kleine lehrerlein,

die rackerten sich fröhlich ab.

Sie kannten weder müh noch pein,

waren stets wach, machten nie schlapp.

Der eine trank halt viel kaffee.

Doch eines morgens, beim erscheinen,

war die maschine futsch. O weh.

Da half nicht fluchen, auch nicht weinen.

        Da gab’s halt nur noch einen.

 

Ein kleines lehrerlein,

das hatte hundert kinderlein

und fühlte sich gleichwohl allein.

Doch was geschah noch obendrein?

Man kündigte ihm ganz konform.

Somit war’s auch mit diesem aus.

Denn seit der jüngsten schulreform

lehrt alles heut’ das elternhaus.